Präludium und DRV-Wanderrudertreffen 2024 in Regensburg (18.-23.09.2024)
Die schnöden Fakten über unsere acht Ruderinnen und Ruderer in zwei Booten (GLARUS und EUROPA) auf der Donau von Neuburg bis Regensburg sind ja bereits aus dem Kurzbericht bekannt. Aber zwischen den Zeilen gäbe es da schon noch ein wenig Atmosphärisches zu berichten. Über den MRV und die RWB, über Zapfhähne und Männertoiletten, über Schleusen und Wehre, über Bayern und Europa, über Rot und Blau, über Dackel und Socken…
Am Vorabend treffen sich Claudia und Teresa vom Mainzer Ruderverein 1878 e.V. mit den RWB-Teilnehmenden Barbara, Norbert, Ulli T., Petra, Frank und unserem Fahrtenleiter Michael zum bayerischen Auftaktessen im Hotel Neuwirt in Neuburg an der Donau. Erste Annäherungen zeigen, dass man sich gar nicht so unsympathisch ist, ein paar wenige Gläser regionalen Rauschmittels tragen zur Gruppenbildung bei, schließlich erfolgt sogar – aufgepasst! – die gemeinsame Besichtigung der offenen Dusche in einem Teilnehmerzimmer, letztlich nicht ganz so spektakulär wie die Männertoilette (keine Details!) oder die Erkenntnis, dass der Zapfhahn das Lieblingstier der Bayern ist. Da können wir mithalten und lernen von Teresa den Trinkspruch „Finger weg vom Bier!“
Tag 1: Von Neuburg nach Vohburg oder „Es wurden uns doch Pausen versprochen“
Frohen Mutes geht es auf die Donau, offenbar hier noch ein kleines Flüsschen mit starker Strömung, sehr angenehm. Dann wird es zunehmend windiger, rauer, breiter, welliger, ungemütlicher. Die erste Schleuse verspricht endlich ein Päuschen. Aber nein, denn die Schleuse ist geschlossen und wir dürfen beide Boote tragen, auch über eine stark befahrene Straße. Und gleich geht es weiter, keine Zeit zu verlieren. Die zweite Schleuse klappt, dann geht es weiter unter gefühlt hundert Brücken durch Ingolstadt und mitten durch eine Landungsübung amerikanischer Pioniere bis zur dritten Schleuse. Dort wird dank einer telefonischen Mainzer Charme-Offensive sogar das Wehr geschlossen, damit wir schleusen dürfen. Jawohl, so ist er, der Bayer! Und sofort geht es weiter ohne Verzögerung. Die 34,6 km ziehen sich hin. Aber offenbar genießt die RWB bei unseren Nachbarn einen ganz anderen Ruf, denn plötzlich ertönt aus dem Grunde eines Mainzer Herzens der verzweifelte Ausruf “Es wurden uns doch Pausen versprochen“! Tja, da müssen wir wohl noch ein bisschen an unserem Ruf arbeiten und genießen dafür den Abend zum Ausgleich für den anstrengenden Tag im gemütlichen Gasthaus Stöttnerbräu in Vohburg bevor wir uns im Boutiquehotel Zur Post ausruhen.
Tag 2: Von Vohburg nach Eining: Rudern oder Riggern?
Der morgendliche Spaziergang durch das sehenswerte Vohburg ist aufschlussreich; kein Zweifel, hier war früher mal mehr los! Dann aufs Wasser, heute eine kurze Tour von 15,6 km entlang von übenden DLRG-Rettungskräften mit Hubschraubereinsatz, volles Programm. Gegen Mittag sind wir bereits in Eining, aber jetzt geht es erst richtig los. Denn wir helfen den ankommenden Vereinen beim Aufriggern einiger ihrer Boote. Na ja, was heißt einige, eher viele, sogar ziemlich viele, eigentlich fast alle, insgesamt starten da morgen 31 Boote, also ja, auch vom Aufriggern kann man Muskelkater bekommen. Triple M und Frank holen den Bus und den PKW in Vohburg ab, inklusive einem kleinen Malheur am Busausleger, aber der ist inzwischen schon wieder repariert. Die Übernachtung erfolgt verteilt auf zwei Hotels in Regensburg, nachdem wir schon Einiges über die Vereine Rot und Blau gelernt (und nicht verstanden) haben und uns die morgige offizielle Wanderfahrt von Eining nach Regensburg in den wildesten und „gefährlichsten Farben“ geschildert wird. Da hilft schließlich nur das eine oder andere Glas Bier beim gemeinsamen Abendessen im Hotel Bischofshof-Braustuben.
Tag 3: Ruderwandertag von Eining nach Regensburg oder „Wenn Ihr trainieren wollt, seid Ihr hier falsch!“
Das Wetter ist herrlich und nach einer Einführung in Flora und Fauna des Donaudurchbruchs starten wir die 44 km von Einig nach Regensburg. Und ja, der Donaudurchbruch beim Kloster Weltenburg und die Fahrt durch die beeindruckend vielfältige Landschaft bis Kelheim, entlang märchenhafter Felsformationen bis schließlich zur imposanten Befreiungshalle kurz vor Kelheim hat es in sich und vergeht viel zu schnell. Zurecht folgen wir dankbar dem häufigen Kommando „Halbe Kraft“, um so viel wie möglich aufzunehmen von dem, was sich uns bietet. Was wir den anderen bieten, ist unser viel beachtetes Programm Europa in der „Europa“ mit großer Flagge und proeuropäischen politischen Statements auf den einheitlichen T-Shirts. Das kommt allenthalben gut an, jedenfalls haben wir nur Anerkennung und positive Rückmeldungen bekommen. Dann mündet der Main-Donau-Kanal in die Donau, was aber nicht zu einer wesentlichen Zunahme der Berufsschifffahrt führt. Auch die weitere Fahrt nach Kelheim will genossen werden. So konnte es passieren, dass einige der allzu heftig rudernden, uns überholenden Boote, die sich vermeintlich in einem „Regattamodus“ befanden von Barbara mit den Worten „Wenn Ihr trainieren wollt, seid Ihr hier falsch!“ freundlich, aber bestimmt an den eigentlichen Zweck einer Wanderruderfahrt erinnert wurden. Kurz nach der Naabmündung erreichen wir dann am Nachmittag den gemeinsamen Steg des RRK (blau) und des RRV (rot). Das abendliche Festgelage (3-Gänge selbstgekocht!) in beiden Vereinen – wir landen im RRV – wird von der hochmotivierten Vereinsjugend am Tisch serviert, ins Hotel bringt uns der Shuttleservice, bzw. sollte er; wir nehmen den RWB-Shuttle!
Tag 4: Historisches Regensburg oder 215 Rudernde und 1.175 Dackel zur Parade
Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Da ist natürlich der fiebernd erwartete Festakt mit Empfang im historischen Reichssaal des alten Rathauses in Regenburg, das viele Jahre lang ein Machtzentrum des Reiches war und auf das so wichtige Redensarten, wie ‚auf die lange Bank schieben‘ oder ‚ein Verfahren in der Schwebe halten‘ zurückgehen. Wen das näher interessiert, bitte MMM fragen. Dann werden die Preise vergeben und ganz klar: Respekt! Es stellt sich aber heraus, dass die Verleihung von 42 Äquatorpreisen und 126 Fahrtenabzeichen und Wanderruderpreisen nur schwer als „packend“ für das Publikum zu gestalten sind. So drängt sich allmählich für unsere Gruppe der zweite Programmteil des Tages, nämlich die in Regensburg nachmittäglich stattfindende Dackelparade, in den Vordergrund. Und das nicht nur bei Ulli, die als Einzige dafür angemessen gekleidet ist (Dackelsocken!). Also rüsten wir uns im Dackelmuseum entsprechend auf und folgen dem Klang der Vierbeiner und der Hundebesitzenden und lernen zum Beispiel: „Ein Dackel geht nicht Gassi, ein Dackel rückt vor“. Nun ja, wir rücken nach und der strahlende Sonnenschein verzaubert den Prospekt der schönen Altstadt am Fluss, trotz der Menschen- und Hundemassen. Dann trennen sich nun unsere Wege nach Hause.
Was bleibt? Schöne Tagestouren, eine unbedingt sehenswerte Flusslandschaft, eine freundliche Atmosphäre bei beiden Vereinen in Regensburg, vor allem aber viel gute Zeit mit einer netten Truppe im Boot und außerhalb der Boote. Danke, Michael und allen, die dabei waren und bis bald wieder!
(22.10.2024, Frank Oswald)