Unter Regenleugnern
Herbstwanderfahrt 2021
Zu Beginn der Herbstferien packte eine bunte Truppe die Boote auf den Hänger und fuhr nach Wetzlar, um in den folgenden 5 Etappen die Lahn ganz entspannt bis zum Ende abzufahren. Bereits nach 200m wussten wir, warum wir sonst in Braunfels einsetzen, denn die zwei Wehre in Wetzlar mussten umgetragen werden, da hat sich in den letzten 30 Jahren nichts verändert. Und die Boote passen auch immer noch nicht in die Bootsrutsche (naja zumindest nicht so richtig) und die Kanurollen bei der zweiten Schleppstelle sind eben für Kanus. Nach Überwindung der Hindernisse mussten wir dann vorerst ausgiebig pausieren und uns mit verdientem Schleppbier stärken, bevor die Tour richtig losgehen konnte. Das Herbstwetter war uns wohlgesonnen und so erreichten wir Weilburg in akzeptabler Gelassenheit. Hanni machte uns die Hütte auf; merke: der Schlüssel unter dem Aschenbecher ist mit selbigem verschwunden, daher kommt man nicht mehr alleine rein.
Abends probierten wir dann die neue Pizzeria aus. Preise wie in Wiesbaden, dafür kleinere Portionen. Zeitig ging es am nächsten Morgen raus, beschleunigt wurde alles, weil sich direkt nebenan ein Kampfknäuel Paddler bereit machte, erst den Tunnel, dann die Schleuse zu verstopfen, um sich dann völlig enthemmt auf der Lahn zu verstreuen, um jeden Naturgenuss zu ruinieren. Daher sahen wir zu, vor [!] den Paddlern im Tunnel zu sein. Es gelang gerade noch die Tore zu schließen und den Schleusenvorgang zu starten „Los, kurbel schneller, Otti!!!“ bevor die, mit Vorwärtsfahrattrappen, nachempfunden den indigenen Ureinwohnern Nordamerikas, ausgerüsteten Freizeitpaddler (Indianerplastikkanu ist in Neusprech nicht mehr statthaft), den Tunnel bewältigt hatten.
So hatten wir Gelegenheit die Lahn im Morgennebel in geisterhafter Stille zu erleben und verfolgten gespannt, wann es der Sonne gelingen würde den Dunst wegzubrutzeln, denn es war gefühlt um null Grad. Der Wasserstand brachte es mit sich, dass wir an einigen Stellen eher Räder gebraucht hätten, den Steuerleuten wurde im zu flachen Wildwasser einiges abverlangt die fahrbaren Stellen zu finden. Die Gallias und die Moppels mussten sogar aussteigen und schieben. Über peinliche Details wurde Stillschweigen vereinbart:
Was auf der Lahn passiert, bleibt auf der Lahn.
Abends in Limburg durften wir nicht im LCfW übernachten wegen diesem „Corona“ (jaja-in dem Zusammenhang: Danke für nichts), sondern konnten nebenan bei den Paddlern zelten. Die hatten dann auch eine Feuerschale, die nach dem Restaurantbesuch den Abend abrundete. Die Nacht war zwar kalt, wäre aber noch deutlich kälter gewesen, wenn es nicht gegen Morgen genieselt hätte: Also: alles nass einpacken und zügig weiterfahren.
Natürlich braucht man für die kürzeste Etappe am längsten, denn, da hat man ja keine Eile, obwohl die Sonne am Montag etwas kälter schien. Der Gasthof zum Lahntal erwartete uns in bewährter Aufmachung (irgendwo so zwischen späten Sechzigern und frühen 70ern, aber leicht angegammelt) und dem LuMa-Saal, den wir uns mit der frischen Bettwäsche, zum Glück aber auch mit einem Bullerjahn-Holzofen teilten, der in wenigen Stunden das Raumklima zumindest erträglich machte. Schnitzel und Doppelkopf bildeten die wesentliche Grundlage der Freizeitgestaltung.
Am Dienstag wurde das Wetter nach Meinung einer Mehrheit irgendwie anders. Daher wurde eine wissende und besser desinformierte Minderheit als „Regenleugner“ diffamiert. Obwohl diese unwiderlegbare Beweise dafür erbringen konnten, dass dieser „Regen“ nur eine Erfindung der regierungskontrollierten Massenmedien sein konnte, um das übergehorsame Bürgervieh zum Kauf von wasserabweisenden Industrieprodukten zu verleiten, oder sie in ein häusliches Umfeld zu binden, um die Kontrolle über sie aufrecht erhalten zu können. Aber nicht mit uns! Die radikalsten Vertreter dieser „Bierbürger“ zeigten sich in Regenjackenverweigerern, die in der Wettersituation zudem den besten Beweis gegen eine Klimaerwärmung sahen. Merke: Realität ist eine Illusion, die durch den Mangel an Alkohol entsteht.
In „bad“ Ems, brachten wir uns im Bootshaus unter. Nach Draußenaktivitäten war niemandem mehr zu Mute, nicht einmal den Regenleugnern. Nur das Bierkommando musste nochmal los: mit der Bahn zum Netto, mit dem Taxi zurück…Die Bestellpizza dauerte ca. 3 Stunden statt ca.39 Minuten (Lieferando), zum Glück hatte die Fresskiste noch Inhalt; aber die Fertigkeiten unserer Doppelkopfnachwuchszuchtbrut verbesserten sich sichtlich. Am nächsten Morgen holte Dirk dann das Gespann aus Wiesbaden, danke an Alex fürs abholen, flitzte nach Niederlahnstein, um dort die Crew einzusammeln. Der Rest ist: Heimfahrt, Putzen, Riggen, Schlafen.
Fazit: Ein großer Spaß. Im Geschichtsunterricht Klasse 6, Thema: „Ägypten, ein Geschenk des Nils“ wurde ich letztes Jahr von einem meiner tiefbegabteren Schüler gefragt: „Herr Schreiber, wer ist jetzt eigentlich dieser Nils?“ Gut, dass wir immerhin einen Niels dabei hatten, der sich um die Übernachtungen gekümmert hatte, so war diese Lahntour sicherlich ein „Geschenk des Niels“, wie natürlich jeder von ihm durchgereichte Doppelkeks oder eine seiner wertvollen Karten beim Doppelkopf.
Crew: Cati (Krapp), Michi (Werscheid) (RVPG), Darius Bau, Sebastian Ott (zusammen auch Darotti) Kai (Haas), Lars (Wecker), Juri (Seib), Tajana (John), Andrej (Schönfeld), Niels (Unverdorben), Dirk (Schreiber) aka Chaosbezwinger
Boote: Waltzing Mathilda (Rehberg 2x+, BJ2010) Gut für alles.
Gallia (BBG 3x+ BJ 1990) Pfeilschnell spaltet das Schiff den Stein.
Mopple the Whale (Empacher D4x+ BJ 1988) Der weiche Wanderer
Strecke: Wetzlar-Lahnstein 126km
Bericht original verzapft und verkorkst von: dirk™