Endlich wieder eine Wanderfahrt: Worms-Biebrich
Bei bestem Wetter sind am 4. September 14 Frauen und Männer der RWB in drei Booten 60 Kilometer von Worms nach Biebrich gerudert. Alles ging glatt, die Stimmung war prächtig, Fluss- und Wettergott war uns gnädig, die Boote blieben heil, die Besatzungen (weitestgehend) auch, Ende des Berichts.
Tja, zu kurz gesprungen, denn, mal ehrlich, eine gelungene Wanderfahrt steht und fällt natürlich mit der Planung und Organisation, die Durchführung ist dann ein Klacks. Wie aus gut unterrichteten Kreisen der MM Fahrtenagentur zu erfahren war, lagen die ersten Entwürfe zur Wanderfahrt bereits seit Monaten, was sage ich, seit Jahren vor. Es galt also nach der laaaaaangen pandemiebedingten Durststrecke den besten Zeitpunkt abzuwarten, spät im Sommer, aber noch nicht im Herbst, zunächst einige Gerüchte zu streuen über Strecke und Ziel, den Vorstand dann weder zu früh, noch zu spät von der Planung in Kenntnis zu setzen, so dass sich die Information unter den Mitglieder wie ein Lauffeuer verbreitete und der Teilnahmewunsch ins schier Unermessliche steigerte.
Sodann erfolgten die üblichen Anrufe bei den Wetterverantwortlichen auf allerhöchster Ebene, beim Startverein (sehr nette Leute übrigends da im Wormser Ruderclub Blau-Weiß von 1883 e.V.), die Streckenplanung, die Prüfung der Pandemieauflagen und die Bildung des Organisationsteams, das sich durch ein gerütteltes Maß an Seniorität auszeichnete. Dieses traf sich dann wohl unter der Leitung von Michael MM. und Gerd S. an einem geheimen Ort, an dem wohl auch das eine oder andere oder weitere Glas Wein wie zufällig zum Ausschank kam.
Gestärkt durch diesen Trunk konnte dann der wichtigste Teil der Vorbereitung erfolgen, die Besetzung der Boote. Hier versiegt meine Informationsquelle, aber so viel sei gesagt, für jedes der drei Boote konnte über eine medizinische Betreuung (unterschiedlicher Fachrichtung) verfügt werden, zudem war ein juristischer Doppel-Dienst (zwei Juristen = drei Meinungen) im Einsatz, man weiß ja nie, was so alles auf der Fahrt passieren kann.
Paare wurden zudem vorsichtshalber getrennt, um die sonst unweigerliche Übertragung privater Zwietracht auf die Moral der Besatzung zu vermeiden und Männer, Frauen (sowie ggf. Personen nichtbinären Geschlechtsidentitäten), ebenso wie Neulinge und Erfahrene paritätisch über die Boote zu verteilen. Als diese Herkulesaufgabe erst einmal geschafft war, war alles andere ein Leichtes für die Organisatoren, die Bootsverladung, die Bildung der Fahrgemeinschaften, die Buchung der Mittagspause im Strandbad Oppenheim, inklusive einer zufällig am Strand erscheinenden und von unserer Aktivität beeindruckten „Passantin“ aus dem Überlinger Ruderverein am Bodensee sowie das weitere Entertainmentprogramm von dahinschwebenden E-Surfboards über einen schwimmenden Grill mitsamt Partygesellschaft bis zur Vorbeifahrt an einem stillgelegten Atomkraftwerk, das jetzt jedenfalls gemäß der Beschriftung neue Zentrale zu sein schien des Biolebensmittelvertreibers REWE, oder war es doch RWE…, alles nur noch Begleitprogramm.
Die Fahrt selbst war toll, die Strecke beträchtlich lang, aber enorm kurzweilig, erst ein Gruppenbild mit Hagen von Tronje, dem Helden, der den sagenhaften Nibelungenschatz mutmaßlich im Rhein versenkt haben soll. Dann die Abfahrt. Bei Kilometer 444, ca. 500 Meter nach dem Start, erscholl bereits lautstark der Ruf „Schnaaaaps!“ aus einem der Boote. Zahlreiche Pausen zur Aufnahme kühlender Getränke und köstlicher Speisen folgten, atemberaubende Positionswechsel von Steuer- und Schlagposition in voller Fahrt konnten bestaunt werden, spektakuläre Vorbeifahrten von Sportbooten führten zur Bezwingung monströser Wellen ohne auch nur an ein „Ruder halt“ zu denken, Überholmanöver zwischen der „San Sebastian“, der „Glarus“ und der „Europa“ unter dem irreführenden Kommando „weiter halbe Kraft“ waren zu bewundern, Querungen des Rheins hin und her und wieder zurück mit Blick auf Industrielandschaften und idyllische Sandstrände und Weinberge, alles, aber wirklich alles war geboten. Was für ein schöner Tag! Ich freue mich jedenfalls (wohl nicht allein) schon auf die nächste Wanderfahrt.
(Frank Oswald)