Ritt mit der Welle
durch Zufall erfuhr ich kurz vor dem Urlaub vom letzten Termin der „Coastal Rowing Tour“ mit Lars Wichert, „dem“ Coastal-Rowing-Spezialisten Deutschlands in Niendorf in der Nähe von Lübeck am Timmendorfer Strand. Ostsee war geplantes Reiseziel und somit war klar, dass ich Hajo und mich anmeldete.
Nach den ersten vier Tagen Urlaub, in denen wir auf der ruhigen Ostsee ruderten und lange Strandspaziergängen machten, fuhren wir nach Niendorf. Um 10 Uhr hatten sich alle 18 Teilnehmer des Workshops an der Jollenstation eingefunden. Die Ruderfertigkeiten und Coastal-Erfahrungen der meist norddeutschen Teilnehmer waren sehr unterschiedlich. Trockenes Wetter, aber auch starker Ostwind erwartete uns und somit lebhafte Brandung. Nach der Begrüßung teilte Lars Wichert die Gruppe. Neun Leute ging aufs Wasser, die anderen neun hörten Lars‘ Informationen übers Küstenrudern zu, das sich vom normalen Rudern erheblich unterscheidet: „Hände auf einer Höhe könnt Ihr vergessen, auch rechts vor links; anstreben kann man es, aber große Flexibilität der Handführung ist gefordert.“ Stimmt. „Parallel zur Welle: nein, auf gar keinen Fall, immer im rechten Winkel zur Welle!“ Stimmt. Das alles erfuhren wir dann beim Praxisteil. Die erste Gruppe hatte inzwischen wieder angelegt, keiner war gekentert!
Für den Wassereinstieg gewappnet, stiegen Hajo und ich in den von zwei Leuten gehaltenen Zweier und begannen unseren Ritt auf den Wellen. Hajo im Bug und mit der nötigen Risikofreudigkeit steuerte in die Brandung. Wow!! Das brachte Spaß! Der Bug stieg Welle für Welle hoch und klatschte dann ins Wellental, begleitet von schäumender Gischt. Ruder halt! Wende in drei Zügen. Zurück zum Strand. Wir achteten genau auf die richtige Position einer Welle – kurz vor dem Wellenberg ordentlich Gas geben, Blätter hoch und dann Boot gleiten lassen! Die Welle beschleunigte das Boot ungemein, wir rasten auf ihr Richtung Strand. Rechtzeitig wendeten wir und zurück ging es noch ein paar Runden gegen die und mit der Brandung.
Nach der kurzen Mittagspause folgte der Abschlussteil: die Beachsprint-Staffel. Jeweils zwei Freiwillige hielten zwei Einer im Wasser und warteten auf die am Strand startenden Ruderer. Auf Kommando sausten die Startruderinnen durch den Sand ins Wasser, stiegen mehr oder weniger elegant ein – Hauptsache schnell – und fuhren ca. 250m um je eine Boje und wieder zurück. Dann schnell aussteigen und aus dem Wasser bis an die an die Start-Ziellinie rennen, den Nachfolger abklatschen, der dann seine Runde ruderte. Letztendlich gab es kein Gewinnerteam, das war egal. Das Beobachten der verschiedenen Ruderer und Ruderinnen, die lustigen oder akrobatischen Einlagen beim Ein- und Aussteigen – meist plumpsten sie bis zur Brust ins Wasser, sowie ein paar aufregende Fast-Kenterungen waren interessant genug. Außerdem mussten die beiden Teams vom Land aus Navigationstipps mit Handzeichen geben, damit sich die Rudernden nicht noch mit Umdrehen beschäftigen mussten.
Wir erfuhren wichtige Tipps in Sachen Rudertechnik auf dem Meer, machten unsers Erfahrungen auf dem Wasser und konnten uns mit anderen Ruderern und Ruderinnen austauschen. Eine gelungene Veranstaltung!
Ulrike Seib
Fotos: Gunnar Ries