Anstatt Urlaub, aber wieso eigentlich anstatt…?
Um sechs Uhr dreißig morgens am Steg, geht’s noch? Na ja, eigentlich wollten wir es ja gar niemandem erzählen, aber es lohnt durchaus, um diese Uhrzeit aufzustehen und – gerade jetzt im Sommer – diese unglaubliche Atmosphäre am Schiersteiner Hafen auf sich wirken zu lassen. Fast wie Urlaub für alle, die dieses Jahr nicht woanders hin fahren, aber wieso eigentlich anstatt Urlaub? Und um sich dann – natürlich unter der Aufsicht vereinserfahrener Häsinnen und (Achtung Wortspiel) Hasen – angeleitet und sicher in einem breiten Einer (für Anfänger*innen), oder in einem Renn-Einer (für Fortgeschrittene) auf das noch unberührte und ruhige Wasser des Schiersteiner Hafens zu begeben. Also ist es auch einen kleinen Erfahrungsbericht wert.
Es ist etwas ungewohnt und natürlich gerade für mich als immer noch irgendwie Anfänger eine Herausforderung, überhaupt vorwärts (also rückwärts) zu kommen. Aber alles eine Sache der Übung und der Geduld. Ja zugegeben, technisch ist das noch nicht der Brüller, aber es tut gut, überhaupt einigermaßen vom Fleck zu kommen. Dafür liegen mir der „Mupfel“ und der „Adliette“ sehr geduldige Boote – manche sagen Badewannen – im Bootshaus, die einem aber schon mal das Gefühl vom Einer vermitteln. Denn die Rückmeldung, ob das, was man da tut, zumindest entfernt etwas mit Rudern zu tun hat, bekommt man umgehend vom Boot, das quasi direkt mit einem spricht und nach und nach auch dorthin fährt, wo ich hin möchte. Nach ein paar Runden klappt es schon besser und die Belohnung ist dann nicht nur, es glücklich geschafft zu haben, sondern auch ein knappes „perfekt angelegt“ von Hasi, der einen irgendwie immer im Blick hat, sehr beruhigend das
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Und für die Fortgeschrittenen gibt es die Möglichkeit, das im Einer-Kurs gelernte zu üben und dran zu bleiben. Denn auch im Renn-Einer warten trotz ruhigem Wasser für Ungeübte beim Versuch „ohne Stützräder“ (also wasserfrei) zu Rudern so manche Überraschungen auf einen: vom Treibholz bis zu Schwänen bei der Morgentoilette, einem Verband trainierender Kayaks oder kleiner Segelboote mit verschlafener Besatzung. Aber dann gibt es – so habe ich mir sagen lassen – eben auch von Runde zu Runde immer häufiger einmal das unbeschreibliche Gefühl für ein paar Züge über das Wasser zu gleiten. Und zudem mitunter auch noch den einen oder anderen hilfreichen Gratis-Tip von Uli, Hajo, Thomas und anderen Erfahrenen, die das übrigens nicht nur in der schönen und warmen Sommer-Saison machen, sondern sich bis in den Herbst hinein treffen – dann sind sie uns Sommer-Gäste wieder los…
Frank Oswald
(Fotos: Andreas Hasse / Frank Oswald)