Mit dem TGV nach Paris, da kann man schon einmal Ruderfranzösisch üben: T ribord, G auche, V ert = Steuerbord, links und grün! Christine vom Ruderverein Fontainebleau hatte uns eingeladen, der Pariser Verein Boulogne hat uns aufgenommen und so konnten wir zu dritt – Christine (also unsere von der RWB), Gert und ich, Klaus – ohne eigenes Boot zur zweitägigen Wanderfahrt auf der Seine anreisen. Am ersten Tag ruderten wir flussabwärts von Fontainebleau durch eine grüne, ruhige Flusslandschaft, wie man sie von den Impressionisten kennt, Weiden und Erlen bis zum Ufer, kaum Strömung und wenig Bootsverkehr.
Der örtliche Verein hat einen schönen Anleger aber keinen Platz für viele Boote, das Ufer etwas weiter und gegenüber hat eine schöne Wiese für die Boote aber keinen Anleger. Zweihundertfünfzehn Ruderinnen und Ruderer mit 43 Booten brauchen Platz, also wurde die Wiese genommen und wir mussten im Wasser ein- und aussteigen. Alle Mitglieder des Vereins von Fontainebleau hatten sich im orangefarbenen T-Shirt um die Gäste zu kümmern, keiner durfte mit rudern und diese T-Shirt-Träger bereiteten morgens um Acht das Petit Déjeuner am Ufer, halfen beim Vorbereiten und beim Ablegen, empfingen uns am Wendepunkt des ersten Tages mit gekühltem Cidre und Chips zur Stärkung für die Rückfahrt. Das Abendessen war schon am Ufer unter Zeltdächern vorbereitet, perfekt vom Aperitif bis zum Dessert –
comme il faut – für den Rouge, Rosé oder Blanc hatte ja jeder von uns sein Becherchen mitgebracht.
Zur Tischmusik spielte eine Jazzcombo auf, auch als Einstimmung auf das Abendkonzert im Schlosspark, denn die Bellifontains (= Einwohner von Fontainebleau) paaren ihr Ruderfest mit einem Jazzfestival zu Ehren von Django Reinhardt. Zweiter Tag, flussaufwärts in einen Nebenfluss, der Loing nach Moret, einem romantischen, mittelalterlichen Städtchen. Kunststück dieser Tour war das Schleusen und zwar für alle 43 Boote zugleich. Unsere Pariser Ruderfreunde hatten sogar an Schwimmwesten für uns gedacht, denn das ist Schleusen-Vorschrift in Frankreich und die französischen Ruderkommandos saßen mittlerweile so gut wie wir auf der Coulisse, so heißt der Rollsitz.
Alle legen an, Boot an Boot, und waten durch den Fluss zu unserem Pique-Nique auf dem Anger des Städtchens. Für eine Ortsbesichtigung von Moret und ein Bad in der Loing war noch Zeit und dann ging es zurück, schleusen, Boote aus dem Wasser, gemeinsam abriggern und verladen, denn für viele ging es gleich nach Hause. Außer einem holländischen Frauenboot kamen alle Teilnehmer aus Frankreich, aus den verschiedensten Provinzen. Ein bisschen Paris vor und nach unserer „balade sur la Seine“ sollte uns einstimmen auf die „Traversée de Paris“ im nächsten Jahr, c‘est un must!
Klaus Mehnert