Am Freitagnachmittag fuhr ich mit dem Zug nach Saarbrücken, von dort startete die Reise dann am nächsten Morgen um 6 Uhr nach Italien. Meine Zweierpartnerin war bereits am Donnerstag mit einer früheren Gruppe nach Italien gefahren. Die Boote waren mit der anderen Gruppe mitgefahren, sodass wir nur noch einen Anhänger mit zwei Motorbooten dabei hatten, was sich später jedoch als ein Verhängnis rausstellte.
Ich fuhr also am Samstagmorgen mit dem Saarbrücker Trainer und mit sechs Jungs, die ich noch nicht kannte, runter nach Varese. Die Jungs lernte ich auf der Fahrt kennen und wir spielten zusammen Handyspiele. Kurz vor dem Gotthard machte dann die Kupplung schlapp, weil das Stop and Go mit den beiden Motorbooten hinten drauf zu viel war. Fünf Meter vor der letzten Ampel, der Gotthard war schon sichtbar, mussten wir anhalten und schnell aussteigen. Das Auto fing an zu qualmen und es stank fürchterlich. Wir saßen am Straßenrand und warteten auf die Pannenhilfe vom Gotthard.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen die Pannenhelfer, die sich das Auto anschauten. Wir durften nicht mehr mit dem Auto in den Tunnel reinfahren, deswegen ließen wir den Hänger stehen und fuhren mit den Männern von der Pannenhilfe in ihren Autos zurück, irgendwo in die Schweiz. Unser Bus wurde abgeschleppt. Wir saßen in einem kleinen Ort in der Schweiz und warteten auf ein Ersatzauto.
Der andere Trainer, der bereits die frühere Gruppe nach Italien fuhr, kam uns entgegengefahren. Am Nachmittag kam er bei uns an, wir fuhren wieder hoch zum Gotthard und nahmen den Motorbootanhänger mit. Jan, der Trainer, der mit uns in Saarbrücken losgefahren war, blieb noch in der Schweiz, da in dem Bus kein Platz mehr war. Er hoffte noch auf einen Ersatzwagen, aber leider gab es keinen mehr. Er musste also in dem kleinen Örtchen, wo wir gestrandet waren, übernachten und konnte erst am nächsten Morgen nach Italien weiterfahren.
Wir waren in einem schönen Ferienhaus untergebracht. Jeder hatte sein eigenes Bett, was ich ja von den vorherigen Trainingslagern nicht kannte, weil wir da immer auf Isomatten geschlafen haben. Draußen war noch ein schöner großer Garten, in dem wir meistens unsere Mittagspause verbrachten. Auf dem Hof sprangen drei Hunde her rum, die sich gerne immer mal wieder eine Streicheleinheit abholten.
Insgesamt waren wir ca. 20 Leute. Mit der Zeit lernte ich alle besser kennen.
Wir trainierten zweimal am Tag auf dem Lago di Varese. Jeden Morgen mussten wir uns wiegen, damit wir das Gewicht etwas im Blick hatten, und niemand große Gewichtsschwankungen hatte. Abends kamen zwei oder drei Frauen, dir für uns sehr lecker kochten.
Die Ruderstrecke von Varese war ein Traum. Meistens war spiegelglattes Wasser, neben einem die Berge, auf denen teilweise Schnee lag. Ab und an flogen Segelflugzeuge über einem hinweg, eine großartige Atmosphäre.
Man musste sich nicht andauernd umdrehen, sondern konnte einfach am Stück Kilometer fahren. Zudem gab es auch zwei Albanostrecken mit jeweils ca. acht Bahnen, in denen wir meistens unsere Belastungen fuhren. Es war wirklich super jetzt schon mit dem Albanosystem für die kommenden Regatten zu üben.
Wir waren aber nicht die einzigen in Varese. Finnland, Tschechien, England, die einheimischen Italiener und der komplette Berliner Ruderclub mit Moritz Wolf waren auch da. Am Anfang hatte ich ein bisschen die Befürchtung, dass es zu viele Menschen sind und wir jedes Mal anstehen müssen beim Ab- und Anlegen, aber dies war überhaupt nicht der Fall. Alles funktionierte reibungslos und wir mussten am Steg nie warten, es verteilte sich super. Jeder nahm auf den anderen Rücksicht. Ganz viele trugen einen Nationaleinteiler bzw. -weste und es lagen nur die tollsten Boote in der Bootshalle.
Es war schön mit so vielen Leuten umgeben zu sein, die alle das gleiche Hobby teilen und aus verschieden Ländern mit verschiedenen Sprachen kamen. Der Verein hatte zu der traumhaften Außenanlage noch einen Park von Ruderergometer in seinen Räumlichkeiten sowie ein Ruderbecken und einen großen Kraftraum.
An einem Nachmittag machten wir zuerst ein Stabitraining und im Anschluss setzten wir uns noch auf ein Spinning-Bike oder auf einen Ergo. Es war richtig cool mit ca. 30 anderen Ruderern vor einer riesigen Spiegelfront Ergo zu fahren.
Es hat wirklich jeden Tag Spaß gemacht sich ins Boot zu setzen, obwohl einem die Hände weh taten und man generell schon sehr erschöpft war. Die Location hat einem nochmal einen richtigen Motivationsschub gegeben, das Training war natürlich anstrengend und auch herausfordernd. Zugleich hatte man aber auch ein Urlaubsfeeling. Es war gut mal rauszukommen und natürlich mal wieder schönes Wetter genießen zu können. Teilweise hatten wir um die 20 Grad und konnten nur im Einteiler rudern.
Zudem fand ich es interessant mal andere Trainingsmethoden kennen zu lernen und auch mit Gleichaltrigen aus meiner Gewichtsklasse Zeit zu verbringen. In unserer Trainingsgruppe bin ich ja die einzige Schwergewichts A-Juniorin, die Riemen rudert.
Ich habe also viele neue und super liebe Leute kennengelernt, die teilweise gute Freunde geworden sind. Ich freue mich schon darauf sie auf den Regatten immer wie der zu sehen.Anja Noske, die schon auf Olympia war, war auch mit uns auf dem Trainingslager. Mit ihr unterhielt ich mich sehr lange und konnte viele neue Erkenntnisse sammeln.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass dieses Trainingslager das Beste war, was ich jemals beim Rudern gemacht habe. Meine Partnerin und ich konnten super an unserem Zweier arbeiten und sind ein ganzes Stück weitergekommen. Das Trainingslager hat mich richtig für die Saison motiviert und mir nochmal gezeigt, wie viel Spaß rudern doch macht.
Trainingslager der Junioren-Trainingsgruppe in Niederhausen
Auch dieses Jahr fand in den Osterferien das Trainingslager der Junioren-Trainingsgruppe in Niederhausen auf dem Nahesausee statt. Doch diesmal waren wir mit fünf Sportlern und einem Trainer recht dünn besetzt, die restlichen Sportler waren aufgrund von Renngemeinschafen auf anderen Trainingslagern unterwegs.
Samstagmorgen fuhren dann Aaron Möller, Niklas Biberstein, Katharina Schönfelder, Sophie Bonk und Christian Wecker zusammen mit Trainer Sebastian Krug los. In Niederhausen angekommen haben die einen die Boote aufgeriggert und die Taschen in den Gemeinschaftsraum des RKV gebracht, während die anderen mit Sebo einkaufen waren. Nach einer kurzen Stärkung am Mittag ging es dann auch schon zur ersten Einheit aufs Wasser. Mit drei bis fünf Booten war das Ganze recht überschaubar. Zwischen den zwei Einheiten, die wir am Tag gemacht haben, gab es etwas zu essen und eine kurze Ruhepause. Nach der zweiten Einheit haben wir zu Abend gegessen und danach gab es Videoanalysen zu jedem Sportler. Am Ende des Tages haben wir etwas gespielt, uns unterhalten und sind dann erschöpft vom Training bald schlafen gegangen.
Katharinas Mutter war so nett und ist für zwei Tage zu uns gekommen, um uns etwas zum Abendessen zu kochen. Am Anfang war das Wetter recht gut, doch zum Ende hin wurde es sehr windig, sodass es eine sehr große Kunst war, noch einigermaßen ordentlich zu rudern. Auf diesem Trainingslager hat sich der Spruch „eat-sleep-row-repeat“ durchaus bewiesen, da wir außer essen, rudern und schlafen nicht wirklich etwas gemacht haben. Wir haben das Gelände bis auf eine Laufeinheit, die wir gemacht haben, nicht verlassen und waren daher nur auf dem Wasser oder im Gemeinschaftsraum. Am letzten der fünf Trainingslagertage haben wir noch eine Einheit gemacht, in der wir die übliche Abschlussbelastung von 3 mal 1000 Meter gefahren sind. Zuletzt wurden die Boote geputzt und abgeriggert und wieder alles im Gemeinschaftsraum sauber gemacht. Gegen Mittag sind wir wieder zurück nach Wiesbaden gefahren. Alles in allem war es wieder ein recht gelungenes und lustiges Trainingslager.
RWB-Kindertrainingslager in Niederhausen: Bootcamp – When children become beasts
Diesmal waren wir mit ganz vielem, ganz jungem Gemüse unterwegs, aber natürlich auch mit dem Rest der erfahrenen Kindertruppe. Das brachte natürlich eine gewisse Aufregung, Trubel und "unangepasstes Verhalten" mit sich, was in den ersten Tagen mit Liegestützen, Burpees, Kniebeugen und Handyabnahmen in Bahnen gelenkt werden konnte. Denn wer nach der Trainingseinheit noch rumschreienrennen und Unfug machen konnte, der oder die war wohl nicht ausgelastet. Nach zwei, drei Tagen hatte unsere Demokratie ihren festen Platz gefunden. Die Kinder wollten rudern, die Trainer sagten wie es geht. In den Pausen wurde gegessen, geschlafen, gechillt und das hat geklappt.
Insgesamt war uns der April gnädig, nur wenig Graupel beim Rudern und Eis am Morgen, die Regenblasen konnten wir dank Regenradar bis auf einen Tag umgehen und der Wind festigt den Charakter, wie auch Blasen, Schwielen, aufgeschabte Waden und Küchendienst. Eigentlich festigt alles den Charakter was anders als das heimische Bett ist - und von dem waren wir weit weg.
Lilli und Karl hatten die Trainingspläne ausgearbeitet – die Kinder fuhren zwei, drei Einheiten, die lange am Morgen. Mittags, wenn der Wind erfahrungsgemäß am stärksten bläst, war Joggen und "Ertüchtigung" angesetzt. Schritt für Schritt arbeiteten wir an der Technik - die Kraft und Ausdauer nahmen zu, so dass ab dem dritten Tag die Einheiten länger wurden.
Ebenfalls am dritten Tag brach dann das Kilometerfieber aus. Die tägliche Tabelle wurde als Maßstab genommen und plötzlich war Ole in der Lage 17,5 Kilometer (!) im Kindereiner zu fahren und musste ran geholt werden, weil die Trainer wegen Dunkelheit keine Lust mehr hatten. Die anderen Kinder mutierten ebenfalls und fragten, ob sie noch "bis zur Brücke" oder wenigstens bis zur "Eisenbahnunterführung" fahren "dürfen" (immerhin ein Plus von 4 oder 2 Kilometern).
Und ab Tag Drei war dann endlich das natürliche Gleichgewicht hergestellt: Leben fürs Rudern: Aufstehen: Händekontrolle: gut/geht noch. Frühstück, Klo (!), Rudern, Essen-Schlafen-Gammeln, Joggen/Rudern, Gymnastik, Essen-Schlafen-Gammeln, Rudern, Essen-Film-Schlafen, und von vorne. Wobei Rudern natürlich immer zwei, drei Stunden (12 bis 17 km) bedeutet.
Am letzten Tag hatten wir zwei Testrennen über 1.000 Meter angesetzt, die alle ordentlich im Rahmen ihrer Fähigkeiten meisterten - klingt doof, aber wir haben ja eine völlig heterogene Truppe am Start und unsere "pros" müssen einfach etwas ganz anders abliefern als die "rookies". Und auch die Trainer konnten zeigen, dass sie mehr drauf haben als Zahnbelag: Caro und Karl wollten mal zum Aussichtsturm joggen - das waren 15 Kilometer querfeldein über diverse Berge ... Lilli packte natürlich auch der Ehrgeiz und sie erruderte sich mehr Blasen als alle Kinder zusammen und Dirk schaffte sagenhafte 98 Kilometer – wobei er sich allerdings zweimal zum Steuern in den Bug pfropfte.
Fazit: Das war zu kurz. Als es richtig Spaß machte und die Truppe super rund lief, war unsere Zeit um. Dennoch, hoffe ich, war es eine prima Initialzündung und andere werden sich dranhängen und dann läuft der Laden ... so lange das Schiersteiner Bootshaus schwimmt.
Es berichteten Anne Beier, Christian Wecker und Dirk Schreiber.